Was bisher geschah…
Während unserer letzten Wochen in Südamerika, verbrachten wir viel Zeit damit, uns Gedanken zu machen, was Zuhause auf uns wartet. Und glücklicherweise wartete dort bereits seit knapp einem Jahr unser 40 Jahre altes Wohnmobil auf uns. Der schicke Oldtimer mit den braunen Streifen, genannt Karl nach seinem Erbauer, würde nach unserer Heimkehr nach Deutschland unser Zuhause sein. Auf unbestimmte Zeit.
Schon seit einiger Zeit nervte uns die Rucksack-Packerei zunehmend. Klamotten raus, Wäsche rein – Waschzeug, Schuhe – wo zur Hölle ist mein Handtuch? Was auch immer man gerade sucht, es ist meist ganz unten im Backpack. Also alles wieder raus. Die endlosen Busfahrten und Umsteigereien – ein ständiges Auf- und Absatteln des kleinen und des großen Rucksacks. Nach 10 Monaten brauchten wir dringend eine Pause davon. Wie gut, dass wir bald umsteigen konnten. In unser rollendes Zuhause. Kein ständiges Packen mehr. Einmal einräumen – fertig!

Doch zunächst musste der Kasten einmal auf Vordermann gebracht werden. Es handelt sich um einen sogenannten Düdo – ein Düsseldorfer. Ein Mercedes Benz 608, der bis 1992 in Düsseldorf gebaut wurde, was ihm seinen Namen einbrachte.
Auf einer Estancia, mitten in der weiten Natur Uruguays, begannen unsere Ideen Gestalt anzunehmen und erste Skizzen und Pläne wurden angefertigt. “Karl” sollte heller werden. Der Oldtimer hatte seinen Charme und sollte auch zukünftig sein Rustikales nicht verlieren. Eine Verjüngungskur brauchte er trotzdem. Was sollte bleiben? Was verändert werden? Bis wir Ende Februar unseren Heimflug antraten hatten wir ziemlich genaue Vorstellungen. Die Renovierung konnte bald beginnen.

Aber erstmal mussten wir nach Hause und unseren “Karl” aus seinem Winterschlaf erwecken und nach Hause holen. Während wir uns in Südamerika die Sonne auf den Pelz scheinen ließen, wartete unser Oldtimer brav in einer Halle in Hessen auf seine Abholung.
Doch die verlief freilich ganz anders als erwartet.
Der gelbe Engel
Ahh, zurück in Deutschland. Herrlicher Sonnenschein aber kalte Temperaturen begrüßen uns in München. Wir freuen uns wieder zurück zu sein. Wir waren gerne unterwegs und haben tausend schöne Flecken gesehen, aber die bayerische Heimat erfreut das Herz doch noch einmal ganz anders. Ein paar Tage später machen wir uns auf den Weg ins benachbarte Hessen. Karl nach Hause holen. Da steht er schon! Wir freuen uns riesig als wir ihn in der großen Lagerhalle erblicken. Ist gar nicht älter geworden, der Gute 😉
Auf gehts, Sebastian springt rein, Motor an – Motor an…!?! Nichts tut sich. Der Mercedes meckert, klackert vor sich hin – doch anspringen will er nicht. So was, na gut. Wir hatten schon damit gerechnet, dass die Batterie nach über einem Jahr eventuell etwas leer sein könnte. Wäre ja fast ein Wunder wenn nicht. Also rufen wir mal unsere Freunde von den gelben Engeln. Soll mal bitte so ein Engel herüber kommen und den Oldtimer zum Laufen bringen.
Der Engel kommt auch nach knapp zwei Stunden bei frostigen Temperaturen und fuchtelt sogleich mit Überbrückungskabeln. Ha! Schon läuft er, der Motor des Oldtimers. Rattert vor sich hin und wir grinsen um die Wette. Na dann, los gehts. Rein und raus hier aus der Halle, auf nach Aschaffenburg. Doch dann, fragende Blicke. Die Kupplung lässt sich durchtreten. Da ist was faul. Und zwar gewaltig.

Der rettende Traktor
Recht schnell ist klar. Der Motor läuft. Die Kupplung leider nicht. So kommen wir hier nicht raus. Karl muss abgeschleppt werden, so die ernüchternde Meinung. Doch das gestaltet sich schwerer als gedacht. Einen 7,5 Tonner mal eben abschleppen? Keine Chance. Der gelbe Engel am Telefon muckt herum. Wir bräuchten einen Tieflader um den Weiß-Braun-gestreiften Oldtimer nach Hause zu schleppen. Nach einigen Diskussionen wer denn nun dafür die Kosten trägt, ist der Tieflader unterwegs. In dem kleinen Dörfchen erregen wir so langsam Aufsehen, als der Tieflader in Sichtweite der Lagerhalle einbiegt. Was will man denn damit? Der nette junge Fahrer entpuppt sich als hilfsbereit und schaut sich die Gegebenheiten gleich mal an. Die Sache ist klar: 7,5 Tonner Wohnmobil steht in Lagerhalle, deren Tor und Torzufahrt nicht tiefladerfreundlich sind. Klar ist schnell: Abschleppen kann er uns – aber aus der Halle raus und auf die Straße kriegt er uns niemals.
Ach herrje, es wird immer komplizierter. Eigentlich wollten wir doch nur schnell einsteigen und heim düsen… Was nun? Der Fahrer von den gelben Engeln hat dann die rettende Idee, als ein Traktor gerade an der Straße vorbei fährt. Ein Traktor würde den Karl vielleicht ziehen können…
Wir haben Glück. Der Traktorbesitzer hilft gerne und willigt gleich ein. Die Rettungsaktion kann starten.

Jetzt aber rauf auf die Rampe. Jetzt wo er mal raus ist aus der Halle hat der gelbe Engel leichtes Spiel. Ruckzuck ist Karl Mitfahrer auf dem Tieflader.

Gegen Abend kommen wir an der ortsansässigen Mercedes Werkstatt an. Heute geht natürlich nichts mehr. Ein letztes Foto vom netten Retter in der Not und Karl.
Das lange Warten
Ein paar Tage später ist klar, was alles repariert werden muss, um unser Wohnmobil fahrbereit zu machen. Der Kupplungsgeber -und Nehmer müssen ausgetauscht werden. Eine Aktion die Zeit raubt und uns ganz schön nach hinten wirft. (ein Bericht über die ganzen Reparaturaktionen folgt bald…)

Ganze zwei Wochen warten wir. Zur Untätigkeit verbannt begnügen wir uns damit, schon mal die Stoffe für die Gardinen und Sitzbezüge auszusuchen. Letztere werden auch gleich genäht. Wenn wir daran denken, dass wir nur 8 Wochen Zeit haben und eben 2 Wochen verlieren, wird uns Schlecht…
Doch dann ist es endlich soweit. Karl ist fertig und kann endlich nach Hause. Ab sofort geht es seinem Innenleben an den Kragen.
Wie es dem Oldtimer in den nächsten Wochen erging und was wir alles an ihm verändert haben, lest ihr in unserem Beitrag „Ein Düdo wird verjüngt – Das Wohnmobil-Makeover“